Nicht nur die Asiaten integrierten Aloe vera in ihren Alltag, sondern auch die Bevölkerungen im heutigen Europa. Das römische Reich machte auf den Spuren der Griechen den Anfang, gefolgt von weiteren Ländern. Historische Aufzeichnungen belegen den Siegeszug der Aloe in der Zeit nach der Geburt Christi.
Die Aloe um 50 n. Chr.
Zu jener Zeit herrschte in Rom der Kaiser Nero, für seine Gewalt bekannt. Ein hochrangiger griechischer Arzt namens Pedanios Dioskurides etablierte während seiner Herrschaft und unter Kaiser Claudio die Aloe vera als Heilpflanze. Er verwendete sie für die Behandlung von bis zu 800 Krankheitsbildern und beschrieb all dies in seinen Büchern. Dabei profitierte sein Wissen von einschlägiger Erfahrung, die er auf internationalen Reisen sammelte. Dioskurides, der seines Zeichens auch Naturforscher war, verhalf der Aloe vera zu einem wahren Boom im alten Rom. Von A wie Akne über M wie Magen- und Darmbeschwerden und S wie Sonnenbrand bis hin zu Z wie Zahnausfall schlug er die verschiedensten Behandlungen mit Aloe vor.
Weitere Verbreitung ab 1000 n. Chr.
Wie in unserem Teil 2 bereits erwähnt, verdankte die Aloe ihre wachsende Popularität in aller Welt vor allem den Entdeckern. Neben Kolumbus waren es auch seefahrende Händler, die das Wissen um die Pflanze verbreiteten. So soll u. a. der orthodoxe Patriarch Theophilos I. von Jerusalem einst Alfred dem Großen die Aloe vera ans Herz gelegt haben. Jener Seefahrer brachte die Erkenntnisse in seine englische Heimat zurück. Auch die Araber und die Kreuzzüge sorgten dafür, dass die im Orient schon unabdingbare Aloe vera mehr und mehr im europäischen Raum von sich reden machte. Neben den Arabern schworen die Inder auf die Pflanze, die sie auf Sanskrit Ghrita-Kumari nannten und der sie eine regenerierende Wirkung nachsagten. In Indien spielte die Aloe zudem in der Philosophie des Ayurveda eine bedeutende Rolle, da sie zu den wenigen Pflanzen gehörte, die als Ausgleich zwischen Vata, Pitta und Kapha agieren kann.
Nicht vergessen sollten wir Hildegard von Bingen, eine der berühmtesten Persönlichkeiten, wenn es um die alternative Medizin geht. Sie war von der Aloe vera angetan. So glaubte die Benediktiner-Nonne daran, dass die Pflanze gegen eitrige Geschwüre, Migräne, Magenbeschwerden oder Gelbsucht helfen könnte. Der ebenfalls bekannte Dr. Yernest integrierte Aloe in seinen Schwedenbitter, gemeinsam mit anderen pflanzlichen Komponenten für ein Elixier. Die anthroposophische Medizin nach Rudolf Steiner und die Lehre von Pfarrer Kneipp berücksichtigten die Aloe vera ebenso. Kneipp war sich wie seine Vorgänger dessen bewusst, dass die Pflanze einen Einfluss auf den Verdauungsbereich ausüben mag.